„Alles, was sich bewegte, wurde kontrolliert.“„… es muss im Jahr 1975 gewesen sein, als ich eines Tages in den Wald gegangen bin, um ein paar Vögel zu beobachten. Als Naturfreund bin ich oft an diese Stelle in der Nähe der 5. Station des Kreuzweges gekommen und auch die Grenze mit all ihren gefährlichen Anlagen und Soldaten gehörten zur Normalität. An besagtem Tag beobachtete ich durch mein Fernglas ein paar seltene Vögel. Es war eine besondere Meisenart, die für unsere Region untypisch ist. Ich verfolgte die Meisen eine Weile ohne zu bemerken, dass ein Grenzturm in westlicher Richtung ebenfalls in meinem Visier lag. Es hat nicht lange gedauert, da hörte ich schon den LO (Mannschaftstransportwagen der Grenzer) in Hohengandern aufheulen. Mir war sofort klar dass ich Ziel der Alarmtruppen war. Ich habe mich nicht weiter daran gestört und bin weitergegangen. An einer Böschung an der B80, wo ich mich aufhalten durfte, ließ ich mich nieder und beobachtete das Geschehen. Nach zwei Stunden sind zwei Grenzsoldaten gekommen und haben mich höflich nach meinem Ausweis gefragt. Den hatte ich natürlich dabei und zeigte ihnen diesen auch. Mehr als Dankeschön konnten die beiden auch nicht mehr sagen.
Dies verdeutlichte mir, wie sehr zu dieser Zeit Kleinigkeiten in die Waagschale geworfen wurden.
Alles, was sich bewegte, wurde kontrolliert…“
Raimund Arand, Kirchgandern
… nachgefragt:
Was war Ihr größter Wunsch während der Zeit des geteilten Deutschlands?
Einen richtig großen Wunsch hatte ich eigentlich gar nicht. Ich wollte auch nicht in den Westen
flüchten, denn meine ganzen Freunde waren hier in der DDR. Die Neugier aber, wie es „da drüben“
so ist, die gab es immer.
Haben Sie positive Erinnerungen an die DDR-Zeit?
Der Zusammenhalt der Menschen untereinander war besser als heute. Das war einfach eine
andere Gemeinschaft als heutzutage: Jeder half dem anderen und Geld war gar nicht so wichtig.
Als die Mauer fiel, dachte ich…
„Das kann ich gar nicht glauben!“ Ich dachte, dass man jetzt ganz offiziell über die Grenzübergänge
abhauen kann, aber das Deutschland geteilt bleibt.